Der Marsianer – Rettet Mark Watney

von Andy Weir

Ein toller Science Fiction Roman, der ganz ohne Aliens auskommt, und dafür eine Menge echter, und fast echter Raumschiffe beinhaltet. Mark Watney strandet auf dem Mars nach einer missglückten Mission. Was nun? Der Wissenschaftler denkt sich alle möglichen Pläne aus, und setzt sie mit seinen begrenzten Möglichkeiten um.

Andy Weir hat sich hier eine MENGE völlig abgefahrener Lösungen für Marks Probleme ausgedacht, und das alles auch noch genau ausgerechnet. Und frei nach Murphys Gesetz geht natürlich immer, wenn Mark glaubt eine gute Lösung erdacht zu haben, alles schief.

Ich habe bis zur letzten Seite nicht gewusst, ob Mark am Ende tatsächlich erfolgreich gerettet wird oder nicht, und ich verrate es auch nicht. Sehr lesenswert, ich habe das Buch in (für mich) Rekordzeit gelesen und war auf jeder Bahnfahrt mental auf dem Mars.

Und als nächstes lerne ich morsen!

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Der Flammenträger (Uhtred #10) – Bernard Cornwell

Die Zeit der wilden Kriege scheint vorbei zu sein, denn mittlerweile ist nur noch Northumbrien in der Hand der Nordmänner, und obendrein ist dessen König Uhtreds Schwiegersohn.

Das war nach den vielen Kriegen und Schlachten erstmal eine gewöhnungsbedürftige Premisse für ein Uhtred Buch, denn normalerweise steht ja immer das Schicksal von England auf dem Spiel, weil die Wikinger von allen Seiten ins Land einfallen.

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Twenty Reasons not to Garden

von Luke Ruggenberg

Wer ist ein Gärtner? Braucht man dazu einen weitläufigen Park? Einen großen Garten? Ein Gemüsebeet? Oder reicht auch eine Tomate auf dem Balkon? Laut Luke Ruggenberg sind wir alle Gärtner, sobald wir das Schnittlauchtöpfchen aus dem Supermarkt auf die Fensterbank stellen. Er hat auch das Prinzip eines Transporters erkannt und erklärt uns genau, welche Fahrzeuge für einen Gärtner als Laster in Frage kommen.

Mit unheimlich viel Humor nimmt Luke Ruggenberg uns mit auf eine Exkursion in die Welt der Hobby- und Berufsgärtner und führt im Stil einer Erzählung, die sich direkt an den Leser wendet, durch verschiedene Kapitel, vom Transporter bis hin zur Versorgung von typischen Verletzungen.

Ich habe bei fast jedem Kapitel gedacht: „Das stimmt, das ist soooo wahr!“ und musste mehrmals laut lachen. Der Autor beobachtet sich selbst und seine Mitgärtner genau, und führt (mir zumindest) vor Augen, was alle Gärtner irgendwie gemeinsam haben.

Es wären 5 Sterne geworden, den Abzug gab es für das schlechte eBook-Design. Man sollte wirklich nicht jedesmal, wenn man eine Schreibpause einlegt, die Schriftart wechseln. Wer darüber hinwegsehen kann, wird sich köstlich amüsieren.

Hotline für besorgte Bürger

von Ali Can

Interkulturelle Kommunikation ist ein Schlagwort, dass mir vor allem in Stellenanzeigen immer wieder unterkommt. Doch was ist das eigentlich? Klar, wer in Japan Maschinenteile verkaufen will, sollte schon auf Japanisch verhandeln können. Doch welche Rolle spielt das ganze in unserer eigenen Gesellschaft, ausserhalb des Geschäftslebens?

Ali Can setzt sich mit Migration und Integration auseinander, und sucht das Gespräch da, wo viele Haltmachen: bei Pegida, mit AfD-Wählern und besorgten Bürgern. Wer nicht als rechts gelten will, distanziert sich von Ihnen, und Gespräche auf Augenhöhe sind schwierig.

Ali fährt in den Osten der Republik und trifft sich mit Pegida-Anhängern. Das Ergebnis überrascht ihn selbst und führt 2016 dazu dass er eine kostenlose Hotline einrichtet. Er bekommt Anrufe von besorgten Familienvätern, von AfD-Mitgliedern und von jungen Leuten, die sich mit ihren Sorgen und Ängsten vor Überfremdung, vor dem Islam und vor Terroristen auseinandersetzen. Es kommt zu interessanten Gesprächen. Ali verurteilt nicht und predigt nicht, sondern hört sich die Argumente an und sucht erstmal den kleinsten gemeinsamen Nenner, von dem aus man weiter gemeinsam diskutieren kann.

Ich habe einiges gelernt beim Lesen – nicht nur, was „solche“ Leute so bewegt, sondern auch, wie man mit ihnen reden kann ohne sie gleich in die rechte Schublade zu stecken.

Girls Like You

von Paul Sheehan

Tegan Wagner ist eine Heldin. Nur ein Bruchteil aller Sexualstraftaten in Australien werden bei der Polizei angezeigt. Von diesen Anzeigen werden nur ein Bruchteil tatsächlich vor einem Gericht verhandelt. Von diesen verhandelten Fällen werden nur ein Bruchteil der Täter zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Die 14-jährige Tegan hat sich dieser Statistik entgegengestellt, und ihre Vergewaltiger, die K. Brüder, angezeigt. In einem Gerichtsverfahren, das 4 Jahre dauern sollte und über 3 Millionen Dollar Steuergelder verschlang, hat sie sich nicht kleinkriegen lassen und gegen ihre Peiniger ausgesagt.

Journalist Paul Sheehan rollt die Ereignisse aus dem Jahr 2002 akribisch auf und erzählt nach, was sich damals zugetragen hat. Die sechs K. Brüder haben sich an über einem Dutzend junger Frauen vergangen, weil sie der Meinung waren die Mädchen hätten es „nicht anders verdient“. Anhand der Gerichtsakten verfolgt Sheehan die nachfolgenden Verhandlungen, und zeigt auf, welche Missstände im australischen Rechtssystem herrschen, das Opfer von Gewalttaten kaum schützt und sie sogar irrwitzigen Befragungen durch die Täter aussetzt.

Tegan Wagner verzichtete auf ihr Recht auf Anonymität, damit der Fall in den Medien öffentlich gemacht werden konnte. Ich kann nur wiederholen: Tegan Wagner ist eine Heldin.

Der sterbende König (Uhtred #8) – Bernard Cornwell

Alfred, König von Wessex, stirbt. Das kann er ziemlich gut, schliesslich übt er schon seit ein paar Büchern. Aber diesmal ist es wohl wirklich soweit.

Wie schon im letzten Band kommen hier Fäden zusammen, die schon seit einer Weile gesponnen werden. Das Königreich Mercia erhebt sich wieder und schüttelt zumindest im Süden die dänische Herrschaft ab.

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Die Eleganz des Igels

von Muriel Barbery

Das Buch ist eine seltsame Mischung aus leichtherzigem „aus dem Nähkästchen einer Concierge“ und unsortierten philosophischen Gedanken.

Auf den ersten Blick dachte ich, dass die Philosophie völlig an mir vorbeigehen würde. Ich hatte das Buch zuerst in der Originalfassung auf Französisch angefangen, doch die gewählte Sprache war viel zu kompliziert für mein Alltagsfranzösisch. Den zweiten Versuch habe ich mit der englischen Übersetzung gemacht, und es wurde ein sehr interessantes Lesevergnügen.

Ich habe Kant nicht gelesen, und das Tolstoi-Zitat hätte ich auch nicht als solches erkannt als es fiel, aber die Autorin lässt keinen Leser im Regen stehen sondern sorgt dafür dass jeder die Anspielungen versteht, auch wenn er sich sonst mit Philosophie nicht weiter auskennt. Renees interne Monologe wandern durch alle möglichen Themen, und sie findet immer etwas Schönes, selbst in Kleinigkeiten.

Obwohl es mich am Anfang genervt hat dass Renee ständig unterstellt, die Bewohner ihres eleganten Gebäudes würden auf sie herabsehen, wurde sie mir nach und nach immer sympathischer. Sie ist ein etwas extremes Beispiel dafür, wie sehr sich ein Mensch vor anderen verstecken kann, aber ich glaube ein Stückchen Renee steckt in allen von uns. Die wenigsten Menschen zeigen einem Fremden gleich ihre gesamte Persönlichkeit, und man muss jemanden erst besser kennenlernen bevor man herausfindet wer oder wie derjenige wirklich ist.

Paloma fand ich zu zynisch und zu altklug (und etwas zu belesen) um als 12-Jährige durchzugehen. Andererseits hatte ich mit 12 auch ein Buch mit „wichtigen Gedanken“, also habe ich sie einfach mal so hingenommen. Manchmal wollte ich sie allerdings schütteln und sagen „Kuck mal! Die Sonne scheint, Du hast ein Dach über dem Kopf und deine Familie versorgt dich! Sei doch verdammtnochmal ein bisschen fröhlich!“

Wenn man die Philosophie beiseite lässt, ist es ausserdem auch eine richtig schöne Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft. Ich habe beim Lesen kaum eine Pause eingelegt.

Necropolis – London and its Dead

4stars

von Catharine Arnold

Warum fährt die U-Bahn der Picadilly Line so verrückte Kurven zwischen Knightsbridge und South Kensington?

Warum tragen wir in Trauer die Farbe schwarz?

Warum durfte King James nach dem Tod von Queen Elizabeth I tagelang die Stadt nicht betreten?

Solche und ähnliche Fragen werden in diesem Buch unterhaltsam und anschaulich beantwortet, und alle haben mit Beerdigungen zu tun. Als ehemaliger Friedhofsgärtner habe ich sozusagen ein „berufliches“ Interesse an Friedhöfen, aber auch allgemein und im besonderen interessieren mich Beerdigungen.

Und als jahrelange Wahl-Londonerin interessiert mich die Geschichte der Stadt natürlich auch. London ist so groß, und so alt, dass man eigentlich überall die Vergangenheit gleich unter den Füßen hat – im wahrsten Sinne des Wortes. Von den Hügelgräbern aus der Bronzezeit über die Massengräber der schwarzen Pest bis hin zur Beerdigung von Lady Di führt das Buch fundiert und informativ durch die Geschichte der Toten in London.

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Der Rithmatist

4stars

Wie wird man Magier, wenn man nicht zaubern kann? Mit diesem Problem kämpft Joel tagtäglich, denn nichts wünscht er sich sehnlicher, als ein Rithmatist, ein berühmter Kreidemagier, zu werden. Doch so sehr er sich auch bemüht, seine Kreidefiguren bleiben leblos – bis zu dem Tag, an dem plötzlich das Schicksal aller Rithmatisten auf Joels Schultern ruht. Einem Tag, an dem eine lange verborgene Gabe in ihm erwacht …


Anmerkung:
Ich habe die englische Originalfassung gelesen.

Ich liebe dieses Buch.

Ich mag Geometrie, also habe ich natürlich die Rithmatischen Kreise zwischen den Kapiteln förmlich aufgesogen.

Dann ist da der Gearpunk! Während einige Elemente wie die Uhrwerk-Züge sehr offensichtlich sind, gibt es auch ganz kleine Apparate die nur nebenher erwähnt werden, die der Welt aber ein ganz eigenes Flair geben.

Ich fand es auch sehr spannend, dass Joel sich damit zufriedengeben muss die Theorie hinter der Magie zu verstehen, ohne sie jedoch selbst anwenden zu können. Das ist mal ein neues Konzept für eine Geschichte die an einer Zauberschule spielt, und ich fand das sehr erfrischend.

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